Thomäkirche

Grabplatten in St. Thomä

„ ... seliglich im Herrn entschlaffe hie begrave“, so lautet ein Teil der Umschrift auf dem Grabstein des Johann Klepping, Bürgermeister der Stadt Soest, verstorben am 16. Juli 1598. Diese und etwa 40 andere kunstvolle Steinplatten mit Namen, Daten und Inschriften bedecken den Boden des Chorraums unserer Kirche und zeugen von einer Bestattungskultur, die es heute so nicht mehr gibt.

Jahrhundertelang sind in der Minoritenkirche Menschen bestattet worden, darunter nicht nur Ordensbrüder, sondern auch bedeutende Soester Patrizier und Familien des Landadels. Die Franziskanerkirche war eine geschätzte Grablege.

Aber auch in der heutigen Kirche Alt-St. Thomä gab es viele Grabgelege. Als die Kirchengemeinde St. Thomä Mitte des 19. Jahrhunderts von dort in die ehemalige Franziskanerkirche umzog wurden auch die Grabplatten mitgenommen und als Bodenplatten verwendet. Die meisten wurden bei der Zerstörung der Kirche im 2. Weltkrieg vernichtet oder durch herabstürzende Trümmer so stark beschädigt, dass nur noch Fragmente blieben.

Unter den noch vorhandenen und im Chorraum ausgelegten Platten gibt es einige gut erhaltene auf denen der Betrachter lesen kann wer und wann einmal darunter bestattet wurde. Auch über den Familienstand, über die Familienzugehörigkeit, sichtbar an den Familienwappen, und über das Glaubensverständnis der Verstorbenen und ihrer Angehörigen geben manche Steine Auskunft. Auf einigen Grabplatten gibt es als Einschriften Verse aus biblischen Büchern. So auch auf dem oben bereits erwähnten Grabstein des Bürgermeisters Johann Klepping aus Psalm 68: „Gelobet sei der Herr täglich. Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch.“

Johann Klepping, der wohl wie seine Frau Clara Kubach und seine drei Sohne an der Pest verstarb, wurde übrigens gegen den Willen der Franziskaner, als evangelischer Christ, auf Befehl des Rates der Stadt im Chor der Kirche beigesetzt. Ebenso seine Familienangehörigen.

Grabplatte 01aIn der Mitte des hinteren Chorraums liegt eine Grabplatte auf der ein Ritter zu sehen ist. Es handelt sich um Andres Wallgrave, der mit einem Harnisch angetan, die Hände betend zusammengelegt, Kopf auf einem Kissen ruhend, dargestellt ist. Er verstarb am 12. Dezember 1585 und in der Umschrift heißt es: „seine sele raste im herrn.“

Auf einer Grabplatte für die „Edle und Tugendreiche Jungfrau“ Catharina Wallgraben ist zu lesen sie sei am 1. November 1635 „in wahrer Anrufung Gottes selig von hinnen geschieden, deren Leib alhie der fröhlichen Auferstehung erwarte.“ Ihr Grabstein ist verziert mit fünf Wappen Soester Patriziergeschlechter.

Unter den Platten findet sich eine für die Frau des Thomä-Pastors Johan Christoph Müllers die 1777 im Alter von 42 Jahren verstarb. Leider ist ihr Vorname nicht mehr lesbar, aber sie wird als „theuer werte Ehegehülfin“ bezeichnet und ihr Ehemann hat dem Grabstein folgende Inschrift gegeben:

„Hier ruhst Du denn mein ander Ich, du stirbst und ach wie beugst du mich und kostest mir so viele Tränen. Nun bis zum frohen Wiedersehn will ich mich zärtlich nach dir sehnen. Dann wollen wir zu Jesu Füßen die Pfänder unsrer Ehe küssen. Indessen soll bei aller Pein mir dein Gedächtnis tröstlich sein.“

In die Ostwand des Chores ist eine Grabplatte eingelassen, die dort seit 1896 ihren Platz hat. Es ist ein Gedenkstein für den in der Soester Fehde 1446 auf kölnischer Seite gefallenen Grafen Philipp von Nassau. Die Soester bestatteten ihn in der Minoritenkirche vor der Eingangstür zur Sakristei. Der Großherzog von Luxemburg, ein späterer Verwandte, ließ die Grabplatte umsetzen. Sie trägt ein schräggelegtes Wappenschild, den Nassauer Löwen.

Grabplatte 02Eine der interessantesten Grababdeckungen ist die in die Ostwand des nördlichen Seitenschiffs eingelassene sechseckige Platte. Sie bedeckte, früher vor den Chorstufen gelegen, das Eingeweidegrab des Kölner Erzbischofs Wigbold von Holte der 1304 in Soest verstarb. In der Mitte der Platte sieht man den Erzbischof vor dem heiligen Franziskus knien, seitlich je einen Engels mit einem Weihrauchfass. Die Umschrift lautet: „Nimm an das Herz, Franziskus, ich bitte, das vom Fleische schon gelöst ist. Heiliger Gottes, ich gebe dir von mir die letzte Gabe.“

Wenn auch manche Grabplatten durch die Zeitläufe schon etwas abgeschliffen sind oder Zerstörungen aufweisen, so lohnt es sich doch bei einem Besuch in der Kirche den Chorraum abzuschreiten und manch andere Entdeckungen auf den Platten machen, die hier nicht erwähnt werden können. Übrigens: Gräber gibt es schon lange nicht mehr in der Kirche.

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